Der aktuelle „Corona-Shutdown“ verhindert Arbeiten und Beobachtungen am STScI. So kamen und kommen die heimischen Teleskope der Initiativkreis-Mitglieder verstärkt zum Einsatz. Viele Nächte mit besonders klarem Himmel brachten in Verbindung mit dem Neumond im letzten März-Drittel beste Bedingungen zur Beobachtung und Fotografie der Gasnebel in den sich nun vom Abendhimmel verabschiedenden Wintersternbildern. Die hier präsentierten Fotos entstanden zwischen dem 17. und dem 25. März 2020. Aufnahmestandort war der Stadtrand von Wissen.
Das Titelbid zeigt den Rosettennebel mit dem eingebetteten offenen Sternhaufen NGC2244. Die Objekte befinden sich im Sternbild Einhorn ein wenig links (östlich) vom rötlichen Stern Beteigeuze im Orion. Der Gasnebel besteht überwiegend aus atomarem Wasserstoff, im Nebelzentrum sind große Teile der Gase aufgrund ihrer Gravitation kollabiert. Dadurch entstanden vor relativ kurzer Zeit die Sterne in diesem Nebel. Er steht in ca. 5000 Lichtjahren Entfernung und hat eine scheinbare Ausdehnung von ca. zwei Vollmonddurchmessern. Beim Foto handelt es sich um ein Falschfarbenbild in der Hubble-Farbpalette: Die durch Schmalbandfilter selektierten Lichtanteile der Ionen von Schwefel, Wasserstoff und Sauerstoff wurden den klassischen Grundfarben rot, grün und blau zugeordnet.
NGC 2264 (Bild 2) zeigt eine im atomaren Wasserstoff rot leuchtende Gasansammlung („H-II-Gebiet“) mit eingebettetem Sternhaufen („Weihnachtsbaum-Sternhaufen“) und blau leuchten Staubanteilen. Eine Staubwolke im Vordergrund („Dunkelwolke“) absorbiert Licht des Nebels so, dass im unteren Teil der kegelförmige dunkle Bereich entsteht, der dem Gebiet den Namen „Konusnebel“ gab. Das ganze Gebiet befindet sich etwa 2500 Lichtjahre entfernt im Sternbild Einhorn knapp oberhalb (nördlich) des Rosettennebels und hat mit letzterem vergleichbare Abmessungen. Fotos im Licht der Wasserstoff-alpha-Linie und in den Farbbereichen blau, grün und rot wurden so kombiniert, dass die Farben im Bild dem Empfinden des menschlichen Auges ziemlich gut entsprechen.
Abell 31 in Bild 3 ist ein planetarischer Nebel im Sternbild Krebs. Solche Objekte sind Endzustände von Sternen mit etwa einer Sonnenmasse nach Abstoßung der äußeren Gashüllen. Abell 31 ist einer der scheinbar größten planetarischen Nebel. Aufgrund seiner scheinbaren Größe besitzt er eine sehr geringe Flächenhelligkeit. Die Form der roten Wasserstoff-Front deutet auf eine Vermischung des Nebels mit der interstellaren Materie hin. Letzteres und die große Ausdehnung sind Indizien für das hohe Alter des planetarischen Nebels, der dabei ist, sich aufzulösen. Das grünliche Leuchten im Zentrum wird von zweifach ionisierten Sauerstoffatomen verursacht. Solche Objekte lassen sich in unserer Gegend nur mit Schmalbandfiltern erfolgreich fotografieren, mit denen ein nennenswerter Teil der künstlichen Himmelsaufhellung unterdrückt werden kann. Bei der Verwendung „normaler“ Farbkameras würde sich der Nebel nicht vom Himmelshintergrund abheben. Hier wurde nur im Licht der Wasserstoff-alpha-Linie und der Linien des zweifach ionisierten Sauerstoffs bei ca. 500nm etwa sieben Stunden mit einer gekühlten CMOS-Kamera belichtet.
Bilder und Text: Peter Stinner, Mitglied im Initiativkreis STScI.
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