Die Familien Spaich & Maderner aus Mössingen und Mengen haben dem STScI die komplette Sternwarte von Dr. Friedebert Maderner gestiftet. Das erstklassige Ensemble aus mehreren Linsen- und Spiegelteleskopen sowie dazugehörigen Suchern und Okularen wird in unserem Schülerlabor für Beobachtungen eingesetzt.
Bericht von Ralf Schmidt
Reise in die Vergangenheit eines Hobbyastronomen
Es war schon eine tolle Nachricht, die wir vor einigen Wochen aus Mössingen bekommen haben. Sternwarte zu verschenken! Die Bilder riechen nach einem kleinen Abenteuer. Auf der rund viereinhalbstündigen Fahrt nach Mössingen gingen uns viele Gedanken durch den Kopf. Was würde uns erwarten? Ein Telefonat mit unserer Vorhut Hans Werner steigerte unsere Spannung ins unermessliche. Schwere Montierung! Nicht weg zu bekommen! Eigenbau der Montierung mit, bis dahin nie gesichteter technischer Umsetzung! Viele Teleskope!
Eine Stunde weiter sind wir vor Ort und werden sehr freundlich von Familie Spaich empfangen. Ein kleiner Empfang mit schwäbischen Leckereien ist bereits vorbereitet. Wir haben dankend abgelehnt nach dem Motto, erst die Arbeit dann das Vergnügen. Eigentlich war es aber die hohe Erwartungshaltung und die Spannung auf das was kommt.
Auf ging es zu einer alten Scheune, die augenscheinlich seit 20 Jahren im Dornröschenschlaf gelegen hat. Der Weg führte uns über eine Holztreppe auf den Dachboden einer Scheune. Nachdem wir oben bei Hans Werner angekommen waren musste die knarrende Luke verschlossen werden, um überhaupt im Bereich der Montierung stehen zu können. Eine riesige Eigenbaumontierung begrüßte uns. Das Teil sah aus wie ein Trommelrevolver mit verschieden großen Patronen. Unsere Profis waren sichtlich beeindruckt. Ich hörte nur noch Booooei, Lichtenknecker, Wahnsinn, Maksutov, Cassegrain, ich flipp aus, das gibt es doch nicht!
Im angrenzenden Raum stand eine perfekt ausgestattete Werkstatt der 90 er Jahre mit Drehbank, Bohrmaschinen, Stichsägen, elektronischer Regler und jeder Menge Tüftlerkram. Was war dieser Dr. Maderner wohl für ein Mensch gewesen? Als Zahnarzt war er nach Feierabend wohl ein genialer Erfinder, der seine Freizeit ausschließlich damit verbrachte, zu entwickeln und zu bauen. Wir waren gedanklich in seinem Lebenswerk gefangen und hatten ein Stück weit Hemmungen dieses zu zerstören. Nun ging es aber trotzdem los und wir machten uns an das Eingemachte. Der Revolver wurde von uns fachmännisch filetiert, die Teleskope runter gebracht, und viel Kleinkram verladen.
Anschließend haben wir bei Familie Spaich nett zusammen gesessen und die nun verdienten Schwäbischen Spezialitäten vertilgt. Ein netter Ausklang im Hotel hat den Tag dann noch abgerundet. Mit dem Wissen morgen noch einmal zur Scheune zurück zu kehren, sind wir alle selig eigeschlafen. Der nächste Tag brachte unter anderem das von Thomas und Klaus seit Jahren gesuchte 100 mm-Okular zu Tage, mit dem wir nun tatsächlich das große 80 cm Teleskop der Sternwarte auch visuell nutzen können.
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