Die Sternwarte Waldbröl ist eine Übungs- und Forschungseinrichtung für Astronomie AGs an Bildungseinrichtungen.
Das größte Fernrohr in Nordrhein-Westfalen
Fernrohre der 1m-Klasse werden umfangreich in der Profiforschung genutzt – und an unserer Schülersternwarte. Das Gerät kann für die Astrofotografie genutzt werden, ist jedoch prädestiniert für die Nutzung eines großen Spektrografen um analytische Messungen durchzuführen. Es ist damit das obere Ende unserer didaktischen Leiter von den ersten Beobachtungen bis zu wissenschaftlichen Anwendungen.
- 0.8m Ritchey-Chretien-Reflektor, f/12.5
- Drei temperaturstabilisierte Fokalebenen
- Motorgetriebene Spiegeltüren
- Aktive Optik (radiale Positionsstabilisierung)
- Spiegellagerung auf Luftkissen
- Hersteller: DFM Engineering / Longmont CO (USA)
Schülerlabor
Das Labor besteht aus drei identischen Beobachtungsstationen. Sie sind umfangreich mit Instrumenten ausgestattet. Dazu gehören u.a. Okulare und Filter, je eine digitale Farbkamera für Deep-Sky-Beobachtungen von Anfängern, ein wissenschaftlicher CCD-Detektor sowie ein Spektrograf für fortgeschrittene Schüler. Die abschiebbaren Schutzhütten dienen gleichzeitig als beheizte Kontrollräume. Die Teleskope und ihre Kameras können also sowohl mit dem Handsteuergerät als auch mit dem Computer aus dem Kontrollraum gesteuert werden. Im Falle eines hohen Bedarfs ist geplant, dass die Schülersternwarte durch ein spezielles Buchungssystem für alle Schulen der Region erreichbar wird. Astro-AGs bzw. Schülerteams können dann über die Kursbetreuer astronomische Beobachtungen buchen. Die Betreuung wird durch sachkundige Lehrer/Betreuer sichergestellt.
Die Nebenstationen
Das Schülerlabor wird durch zwei Nebenstationen ergänzt, die mit größeren Teleskopen unter Kuppeln von 2.7m und 3.2m ausgestattet sind. Sie dienen als didaktische Brücke zwischen dem Schülerlabor und unserem Großteleskop. Beide Teleskope sind wie alle anderen Stationen vollumfänglich mit Kameras, Spektrografen und diversen Okularen ausgestattet und werden ebenfalls digital gesteuert.
Optisches Labor
In unserem optischen Labor unter dem Teleskopraum werden wir den temperaturstabilisierten und fiber-gekoppelten Spektrografen des Großteleskops platzieren und eine kleine optische Werkstatt einrichten. Mit verschiedenen Optiken (Linsen, Spiegel, Gitter, Laser) werden wir verschiedene Versuche zur geometrischen und Wellenoptik durchführen können. Um unser Großteleskop zu wissenschaftlicher Arbeit zu befähigen wird steht dort auch ein professioneller Echelle-Spektrograf, der via Glasfaser im betrieben wird. Mit diesem Messgerät kann das gesamte visuelle Lichtspektrum mit einer einzigen Aufnahme in sehr hoher Auflösung abgebildet und ausgewertet werden. Die Technik ist Standard an allen professionellen Sternwarten, ist extrem genau und ermöglicht die optimale Ausnutzung knapper Beobachtungszeit (Wetter).
Das Gerät wurde in Kooperation mit der Macquarie University in Sydney im Bereich Forschung und Nachwuchsförderung entworfen und wird bei uns in Betrieb genommen. Damit werden wir das zentrale Werkzeug für die berührungslose astronomische Analytik auch in großem Maßstab einsetzen können und professionelle astronomische Analysemethoden bei uns anwenden und unterrichten.
Seminarrraum
Unser 70 Quadratmeter Seminarraum ist unser Arbeits-, Veranstaltungs und Begegnungsort für Astronomie-Arbeitsgruppen. Er besitzt eine Bibliothek, eine moderne Medienanlage sowie eine Teeküche und bietet damit Platz für öffentliche Vorträge und Vorführungen.
Wohnbereich
Beobachter können in zwei separaten Schlafräumen mit insgesamt acht Betten übernachten. Darüber hinaus haben wir weitere 16 Matrazen. Ein Sanitärbereich mit Dusche sowie die Teeküche im Seminarraum mit Herd, Ofen und Mikrowelle ermöglichen einen längerfristigen Aufenthalt.
Referenzsternwarte
Die Sternwarte Waldbröl und die Himmelscheibe von Nebra.
Prof. Dr. Wolfhard Schlosser von der Ruhr-Universität Bochum war Mitglied im Initiativkreis STScI e.V. und hauptverantwortlicher Astronom bei der Untersuchung der Himmelsscheibe. Er hatte unsere Sternwarte offiziell zur „Referenzsternwarte der Himmelscheibe von Nebra“ erklärt. Der Scheibenfundort (und deren wahrscheinliche Nutzung) und die Sternwarte Waldbröl liegen auf beinahe identischer geografischer Breite. Daher können die Beobachtungen unserer bronzezeitlichen Vorfahren durch Beobachtungen des Himmels analog nachvollzogen werden. Das komplexe Verfahren zur vorzeitlichen Bestimmung der Zeitpunkte von Aussaat und Ernte sind gerade in Bezug zu den schulischen Zielen des STScI von großer Bedeutung.
Prähistorische astronomische Verfahren und die entsprechenden Stätten können nachvollzogen und verstanden werden. Schülerinnen und Schüler aus Waldbröl errichteten z.B. ein an Stonehenge angelehntes „Nutscheid-Henge“ um damit die Sonnenauf und -untergänge zu den Sonnenwenden bestimmen zu können.